Essstörungen beginnen meist in der Jugend oder im jungen Erwachsenenalter und betreffen vor allem Frauen, jedoch auch zunehmend Männer. Vor allem bei jungen Menschen nehmen Essstörungen u.a. aufgrund des (unrealistischen) Schönheits- und Schlankheitsideals unserer Gesellschaft kontinuierlich zu. Unter dem Begriff „Essstörungen“ werden verschiedene Formen von Störungen des Essverhaltens zusammengefasst. In den aktuellen Krankheitsklassifikationssystemen (ICD-10 und DSM-IV) werden u.a. folgende Formen unterschieden:
Menschen, die an einer Anorexia nervosa (Magersucht) leiden, haben im Vergleich zu anderen ein zu niedriges Körpergewicht (BMI>17,5). Dies wird von den Betroffenen jedoch nicht so empfunden. Im Gegenteil, die Betroffenen haben ein verzerrtes Körperbild, nehmen sich als „viel zu dick“ wahr und schämen sich für ihren Körper oder lehnen ihn ab. In Folge dessen versuchen sie durch fasten oder ein restriktives (eingeschränktes) Essverhalten noch mehr abzunehmen. Auch Erbrechen, Einnahme von Abführmitteln oder Appetitzüglern oder ein ausgeprägtes Sportverhalten kann zur Gewichtskontrolle eingesetzt werden. Weiterhin ist das Selbstwertgefühl der Betroffenen stark an das Gewicht gekoppelt - der Gedanke an eine Gewichtszunahme löst oft starke Ängste aus. Die Folge sind körperliche Beschwerden aufgrund des geringen Gewichts und der Mangelernährung. Sie reichen von Haarausfall und trockener Haut bis hin zum ausbleiben der Monatsblutung bei Frauen (ohne Einnahme der „Pille“). Auch psychische Beschwerden wie Stimmungsschwankungen oder Konzentrationsschwierigkeiten können im Verlauf der Anorexia nervosa auftreten.
Die Bulimia nervosa (Ess-Brech-Sucht) ist vor allem durch das Auftreten von Essanfällen definiert. Die Betroffenen haben das Gefühl, die Kontrolle über das Essen zu verlieren und essen innerhalb eines bestimmten Zeitraums große Mengen an (oft hochkalorischen) Nahrungsmitteln. Die Folgen sind Übelkeit und Völlegefühl sowie die Angst vor einer Gewichtszunahme, weshalb der Essanfall häufig zum selbst herbeigeführten Erbrechen führt. Auch Abführmittel, Sport oder restriktives (eingeschränktes) Essverhalten kann zur Gewichtskontrolle eingesetzt werden. Im Gegensatz zur Anorexie haben die Betroffenen oft ein normales Körpergewicht. Das Selbstwertgefühl ist auch hier stark an Figur und Gewicht gekoppelt und die Betroffenen nehmen sich oft als „dicker“ wahr, als sie tatsächlich sind.
Die Binge-Eating-Störung ist eine relativ neue Diagnose und der Bulimie ähnlich. Die Betroffenen erleben ebenfalls Essanfälle, es kommt jedoch nicht zu kompensatorischen Maßnahmen, d.h. es findet kein Erbrechen, keine Einnahme von Abführmitteln oder ähnliches statt. In Folge dessen habe die Betroffenen meist ein erhöhtes Körpergewicht.
An dieser Stelle muss angemerkt werden, dass 50% aller Essstörungen sich nicht eindeutig in eine dieser Kategorien einordnen lassen, sie sind jedoch trotzdem behandlungswürdig. Eine Essstörung bedeutet eine große Einschränkung im Leben der Betroffenen, die einen großen Leidensdruck verursachen kann.